Auf der Suche nach dem Glück

Wilderer und Schmuggler waren von jeher Lieblingsfiguren bairischer Theaterpoesie. Obrigkeit und Unterdrückte scheinen sich da als bittere Feinde gegenüberzustehen.

Was sich aber dahinter versteckt, war bei der Premiere der Theatergemeinschaft Amerang der Gaunerkomödie «Zirkus - Zirkus» im Saal der Wirtsfamilie Bachmann in Stephanskirchen bei Evenhausen gar nicht so leicht zu erkennen. Einen verlassenen Weiler an der Grenze zum Tirolerischen hatte sich der Autor und Leiter der Iberl -Bühne, Georg Maier, als Tatort vorgestellt. Vorbild bairisch-deftiger und doch tiefsinniger Theaterkunst war auch die Münchner Iberl-Bühne, deren Spezialität die Verbindung von Bühne und Saal ist.Auch die Gäste der Ameranger waren trotz der Bewirtung gefesselt vom spannenden Spiel, wussten sie als Pre-mie-rengäs-te doch nicht, wie solch unheimliches Treiben endigen werde. Die Frage nach einem Titelhelden schien ebenfalls offen zu bleiben, spielten doch alle engagiert und gekonnt wie professionelle Akteure. Weiträumig entfaltete sich die Handlung, indem ein symbolträchtiger Amboss inmitten des Saals den Blick nach außen öffnete. Bald stellte sich heraus, dass zwei Akteure die Fäden in Händen hielten: der Dompteur, dargestellt von Hans Wurmannstetter, mit dem furchterregenden Namen Othello, sowie der Wortakrobat Buale, gespielt von Rupert Westner. Letzterer jedoch schien den goldenen Faden in festen Händen zu haben, während der Dompteur sich lediglich voller Vertrauen daran festhielt. Auch die anderen Virtuosen der Bühne müssen noch erwähnt werden, die mit ihren verwickelten Beziehungen für Verwirrung sorgten: der Schmied (Karl-Heinz Voit), die Schnaps-Muada Paula (Monika Rechl), die Magd und Gelegenheitshure Aphra (Monika Albrecht) und der Grenzbeamte Niedertrachtinger (Konrad Gubisch). Geschickt Regie führte Wolfgang Hronek.

Alle zusammen hatten - nach der Idee des Autors - tiefsinnig-bairische Philosophie zu vertreten, stets auf der Suche nach dem wahren Glück. Viel Unbill stellte sich ihnen in den Weg, doch das Selbstbewusstsein des Alleskönners Buale ließ unbeschadet das Ziel erreichen. Beim Zirkus, und nicht nur dort, ist doch das Bewusstsein des eigenen Könnens geradezu lebensentscheidend. Was aber nicht zur Moral, vielmehr zur Philosophie der Geschicht' gehörte: die holzgeschnitzte, lebendige Darstellung von Mannsbildern und Frauenzimmern mit ihren typischen Schwächen, die gleichzeitig auch ihre Stärken waren. Und das Urig-Deftige hielt sich in Grenzen. Schier grenzenlos und virtuos aber waren Mimik und Gebärdensprache und das naiv-amüsante Spiel mit dem Wort. Letztendlich verblüffend war das überraschende Happyend, das jedoch verschwiegen werden soll, damit auch weitere Besucher bis zum Ende in Spannung gehalten werden.

Von Ferdinand Mahl
30.04.2003

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