„Tonnenfieber“ in Amerang

Theatergemeinschaft Amerang: Schnuppertage für Nachwuchs-Schauspieler

Amerang. Bühnenluft atmeten Kinder und Jugendliche bei den „Schnuppertagen im Theater“ der Theatergemeinschaft Amerang, zum Teil das erste Mal – dieses Jahr in den Herbstferien. Die abschließende Aufführung nach nur viermaligem Proben auf der großen Bühne in der Ameranger Mehrzweckhalle zeigte wieder einmal, dass unter den jungen Amerangern viele Talente schlummern und sich die Theatergemeinschaft um Nachwuchs keine Sorgen zu machen braucht.

Diesmal wagte sich das Ensemble aus Neulingen und alten Hasen an ein vollständiges Theaterstück. Unter der Regie von Hans Wurmannstetter brach in Amerang das „Tonnenfieber“ aus, ein Kinder- und Jugendstück von Hans-Peter Tiemann, das durchaus auch ein wenig zum Nachdenken anregen sollte - vor allem die Erwachsenen. Die erwachsenen handelnden Personen der Szenenfolge sahen sich mit einem ihnen zunächst gänzlich unverständlichen Bedürfnis der Kinder konfrontiert, ihre Zeit in Zukunft in einer Mülltonne zu verbringen. Unterschiedliche Strategien wurden ausprobiert, um die Kinder zur „Vernunft“ zu bringen, fruchteten allerdings nichts. Der Verlauf des Stückes legte nahe, dass die Kinder und Jugendlichen so unrecht gar nicht haben, wenn sie selber über ihre Lebensweise bestimmen wollen. Theoretisch-wissenschaftlich wurde das von Pädagogen und Psychologen begründet, in der Praxis griff das „Tonnenfieber“ auch auf Erwachsene über und zum versöhnlichen Schluss erkannten Lehrer den therapeutischen Wert der Tonne, in der man sich besser konzentrieren kann und die sogar Zappelphilippe zu Tonnenstrebern macht, so dass die Mülltonnen im Klassenzimmer zur Normalität werden. Zum Abschluss gab es ein Loblied auf die Phantasie der Kinder, untermalt von Herbert Grönemeyers „Kinder an die Macht“.

Die Aufführung lebte vor allem von der Situationskomik, die sich rund um Mülltonnen-Absurditäten fast von selbst einstellte, darüberhinaus lieferten die Tonnen Stoff für amüsante Sprachspiele und genussvolle Alliterationen. „Trotteliger Tonnen-Tölpel“ und „transusige Tonnen-Tussi“ warfen sich über die erzieherische Vorgehensweise uneinige Eltern gegenseitig an den Kopf, von Tonnen-Partys und dem „Club der turtelnden Tonnenfans“ war die Rede. Eine wunderbare Satire auf theoretisierende Pädagogen und Psychologen zelebrierten Bastian Wurmannstetter und Marina Thaller – man könnte durchaus annehmen, sie sind selbst schon solchen Typen begegnet.
Auch die weiteren Ensemblemitglieder Sophia Mayer, Helena Höhne, Jonas Schauberger, Hannah Rußwurm, Laura Anzenberger, Lisa-Marie Grumann, Lisa Kern, Christina Kierner, Selina Gubisch, Anna und Quirin Mayer, Martina Bacher, Susanne Reheis und Magdalena Noppl machten ihre Sache gut. Die Anfänger unter den Nachwuchsschauspielern fügten sich gut ein, bei den Darstellern der Erwachsenen spürte man neben der Freude am Schauspielern die Lust daran, den Großen einen ironischen Spiegel vorzuhalten, und so wurde dem Publikum ein rundes und unterhaltsames Theatererlebnis geliefert. (Inge Graichen)

 

 

 

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